Königlicher Empfang an unserer Schule: Unter der professionellen Anleitung von Imkerin Catharine Kaßen hielt in der vergangenen Woche die auf den Namen „Elsa I.“ getaufte Bienenkönigin mitsamt ihrem Gefolge von knapp 40.000 Honigbienen Einzug auf unserem Dachgarten. Die für die Insekten eher ungemütlichen, weil kühlen und windigen Witterungsverhältnisse sorgten zwar merklich für etwas Aufregung beim Bienenvolk, taten der Freude aller Beteiligten aber keinen Abbruch. „Die Bienen sind bereits vor einigen Tagen hier angekommen, haben zunächst die Gegend erkundet, sich auf den Standort und die Richtung ihres neuen Zuhauses eingeflogen und haben es nun angenommen“, zog die 55-Jährige Leiterin der Bienen-AG am „Elsa“ zufrieden ein Fazit, nachdem sie die einzelnen Bestandteile des Bienenstocks wie die Pollenwaben, Drohnenrahmen oder Bruträume fachgerecht der Transportbox entnommen und sie in den Bienenstock eingesetzt hatte.
„Wir sind sehr glücklich, die Bienenkönigin Elsa I. hier bei uns auf dem neu gestalteten Dachgarten begrüßen und ab sofort beherbergen zu dürfen“, hieß Schulleiterin Alice Bienk den royalen Neuankömmling herzlich willkommen und konnte – ausgerüstet mit einem Imker-Anzug – ebenso wie ihre Stellvertreterin Carolin Berenwinkel und die Ganztags-Leiterin Elke Lück sogar einen Blick auf die mit einem blauen Punkt markierte etwa einjährige Königin werfen. Die Ziele, die das ELSA mit der nach ihr benannten Bienenkönigin verfolgt, erläutert sie folgendermaßen: „Die politische Bildung ist zweifellos ein zentraler Baustein unserer Schule. Fast noch wichtiger ist es uns aber, dass die Kinder und Jugendlichen lernen, wie man im urbanen Umfeld nachhaltig agiert.“ Und so entstand schon vor knapp zwei Jahren im Zuge der Neugestaltung des Dachgartens die Idee, durch die Ansiedlung eines Bienenvolkes „den Erlebnisraum von draußen in die Schule zu holen“, wie Bienk es formuliert.
Durch die Einrichtung der Bienen-AG, die schon seit dem vergangenen Schuljahr in Kooperation mit der Schulgarten-AG läuft und in Pandemie-Zeiten online stattfindet, findet eine Verknüpfung mit dem Ganztag statt. Durch entsprechendes Freiarbeitsmaterial für Schülerinnen und Schüler ab der 5. Jahrgangsstufe wird das Projekt, das durch Unterstützung des schulischen Fördervereins, des Montessori-Vereins sowie durch Ganztagsmittel finanziert wird, auch mit dem Offenen Unterricht an unserer Schule verzahnt. Zudem finden fächerübergreifende Kooperationen in den Fächern Erdkunde, Biologie sowie Ökologie im WP II-Bereich statt, da diese nicht nur jeweils eigene Parzellen auf dem Dachgarten gestalten und bewirtschaften, sondern den Dachgarten mitsamt dem neuen Honigbienenvolk auch praktisch in den Unterricht integrieren und ihn im Rahmen von Nahexkursionen kennen- und schätzen lernen. So sollen die Schülerinnen und Schüler durch die verantwortliche Gestaltung von Schule als Lebensraum für die Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Biodiversität sensibilisiert werden und gewissermaßen als Multiplikatoren ausgebildet werden. Die wichtige Botschaft: Auch in Zeiten der Pandemie muss der Klimaschutz weiterhin im Vordergrund stehen. Daher laufen die entsprechenden Arbeitsgemeinschaften aktuell auch im Lernen auf Distanz weiter. „Es ist uns wichtig, den Heranwachsenden eine vollumfängliche, ganzheitliche Bildung zu ermöglichen und ihnen durch dieses Projekt und dessen Verzahnung mit unserem Schulprogramm sowie dem Leitbild des ELSA einen wertvollen Horizont aufzuzeigen“, erläutert Bienk das Vorhaben.
Um dieses Vorhaben auch wie geplant umsetzen zu können und durch eine nachhaltige Bewirtschaftung des Dachgartens sogar einen konstruktiven Beitrag zur Verbesserung des Klimas in der Innenstadt beitragen zu können, vernetzt sich das ELSA auch lokal und kooperiert etwa mit dem innovativen ALTMARKTgarten. Die Imkerin Kaßen wird an der Schule künftig auch Workshops für Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern anbieten. Dabei ist es ihr wichtig, die Menschen in Zeiten des Imkerei-Booms auch aufzuklären: „Die Imkerei ist mit sehr viel körperlicher Arbeit, Zeitaufwand und Verantwortung verbunden. Ein Bienenvolk muss gehegt und gepflegt werden und darf nicht sich selbst überlassen werden. In jedem Glas Honig stecken unzählige Stunden Bemühungen.“ Apropos: Wenn das Wetter mitspielt und sich das Bienenvolk um ihre Königin Elsa I. auf dem Dachgarten weiterhin so wohl fühlt wie an den ersten Tagen, dann kann wohl schon in wenigen Monaten der erste Honig geerntet werden. Dieser soll dann durch den Ökonomie-Kurs des WP II-Bereiches sowie die Schülervertretung, die ebenfalls eine Dachgarten-Parzelle bewirtschaftet, verkauft werden. Die möglichen Erlöse sollen dann der Schulgemeinschaft und speziell der weiteren Bewirtschaftung des Dachgartens zugute kommen. Denn weitere Projekte wie das Errichten von Hotels für Wildbienen und andere Insekten sind schon längst in Planung.
Text: Björn Sönnichsen
Fotos: Jens Kollenberg