Die Fachschaft Philosophie
Das Unterrichtsfach „Philosophie“ beschäftigt sich mit den grundsätzlichen Fragen der menschlichen Existenz. Am Anfang allen Philosophierens steht das Fragwürdigwerden des bislang Selbstverständlichen. Aus dieser Erfahrung heraus wird der Versuch unternommen, die vier von Kant formulierten Grundfragen der Philosophie zu beantworten:
- Was kann ich wissen?
- Was soll ich tun?
- Was darf ich hoffen?
- Was ist der Mensch?
Dabei stehen sowohl das Kennenlernen von und die argumentative Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen der philosophischen Tradition als auch das methodisch reflektierte eigene Nachdenken im Mittelpunkt.
Der Philosophieunterricht ist gemäß den aktuellen Richtlinien dem Geist der Aufklärung und der Vernunftkultur verpflichtet. Die Auseinandersetzung mit den weltanschaulichen, wissenschaftlichen und religiösen Grundlagen relevanter Deutungs- und Orientierungssysteme verfolgt das Ziel, zu einem wechselseitigen Verständnis und zur Toleranz gegenüber anderen Menschenbildern und Weltdeutungen und zur Herausbildung einer eigenen Urteils- und Handlungsfähigkeit beizutragen.
Aufgrund des relativ hohen Schwierigkeits- und Komplexitätsgrades philosophischer Texte und Problemstellungen kommt es im Unterricht darauf an, in schriftlicher Form wie auch im freien Vortrag das Prinzip der Klarheit und Eindeutigkeit von Begriffen und Argumentationen zu befolgen und Geduld, Ausdauer und Sorgfalt als notwendige Kompetenzen einzuüben.
Das Fach Philosophie ist in der Sekundarstufe II dem gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeld zugeordnet. Es ist darüber hinaus Pflichtfach für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die sich aus Gewissensgründen vom Religionsunterricht abgemeldet haben, die konfessionslos sind oder die zu einer Religion gehören, die durch das Angebot des christlichen Religionsunterrichts nicht erreicht wird.
Unter Berücksichtigung der gültigen Richtlinien und inhaltlichen Vorgaben für das Zentralabitur sind folgende Rahmenthemen für die Kurse in der Oberstufe vorgesehen:
- Einführung in die Philosophie
- Das Selbstverständnis des Menschen (Anthropologie)
- Werte und Normen des Handelns (Ethik)
- Zusammenleben in Gesellschaft und Staat (Rechts- und Staatsphilosophie)
- Geltungsansprüche der Wissenschaften (Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie)
Im Rahmen dieser thematischen Grobstruktur bemüht sich der Philosophieunterricht, jeweils aktuelle Problemstellungen (z.B. Gentechnologie, Terrorismus, Medienethik) in den Unterricht zu integrieren, neuere Arbeitsformen (philosophische Essays, Disputationen, literarische Darstellung philosophischer Probleme) zu erproben, die Teilnahme an überregionalen Wettbewerben anzuregen und die Möglichkeiten einer themengebundenen Zusammenarbeit mit anderen Unterrichtsfächern zu berücksichtigen.
In der Sekundarstufe I wird das Fach „Praktische Philosophie“ unterrichtet. Verpflichtet zur Teilnahme an diesem Fach sind, ähnlich wie in der Sek II, diejenigen Schülerinnen und Schüler, die aus Gewissensgründen nicht am Religionsunterricht teilnehmen bzw. die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer anderen Religion oder aufgrund ihrer Konfessionslosigkeit nicht vom christlichen Religionsunterricht erfasst werden.
Im Vergleich zum Philosophieunterricht in der gymnasialen Oberstufe zeichnet sich das Fach „Praktische Philosophie“ durch einen stärkeren Bezug zur Lebensrealität der Schülerinnen und Schüler aus. Es dient dem Dialog und der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Wirklichkeitsdeutungen und Wertsystemen und versucht eine reflektierte Orientierung im Denken und Handeln zu ermöglichen, die angesichts einer immer problematischer werdenden außerschulischen Umwelt dringend geboten erscheint.
Das schulinterne Curriculum sieht für die einzelnen Jahrgangsstufen die folgenden inhaltlichen Schwerpunkte vor:
Jahrgangsstufe 5
- Ich und mein Leben
- Tiere als Mitlebewesen
- Umgang mit Konflikten / alternativ: Der Mensch in der Gemeinschaft
- Medienwelten
Jahrgangsstufe 6
- Leben und Feste in unterschiedlichen Religionen / alternativ: Vom Anfang der Welt
- Leben von und mit der Natur
- „schön“ und „hässlich“
- Armut und Wohlstand / alternativ: Regeln und Gesetze
- „gut“ und „böse“ / alternativ: Wahrhaftigkeit und Lüge
Jahrgangsstufe 7
- Freundschaft, Liebe, Partnerschaft / alternativ: Rollen- und Gruppenverhalten
- Gefühl und Verstand / alternativ: Geschlechtlichkeit und Pubertät
- Begegnung mit Fremden
- Glück und Sinn des Lebens
Jahrgangsstufe 8
- Gewalt und Aggression
- Recht und Gerechtigkeit / alternativ: Utopien und ihre politische Funktion
- Technik – Nutzen und Risiko
- Ethische Grundsätze in Religionen
Jahrgangsstufe 9
- Wissenschaft und Verantwortung
- Leib und Seele / alternativ: Interkulturalität
- Entscheidung und Gewissen
- Quellen der Erkenntnis / alternativ: Vorurteil, Urteil, Wissen
Jahrgangsstufe 10
Sterben und Tod
- Völkergemeinschaft und Frieden / alternativ: Menschen- und Gottesbilder in Religionen
- Arbeits- und Wirtschaftswelt
- Freiheit und Unfreiheit
Im Vorwort des in der Sekundarstufe I verwendeten Schulbuchs heißt es: „Du hast dich sicherlich schon gefragt: ‚Was soll ich jetzt machen?‘, ‚Ist das, was ich vorhabe, denn richtig?‘ oder allgemeiner ‚Was ist eigentlich gut und böse?‘. In vielen Fällen entscheidest du, ohne lange nachzudenken. Manchmal jedoch fallen überzeugende Antworten ziemlich schwer. Die Situation ist verzwickt. Unterschiedliche Meinungen prallen aufeinander. Eine klare Lösung ist dann nicht so leicht zu bekommen.“
Der Unterricht in Praktischer Philosophie will dabei helfen, selbständig durch eigenes Nachdenken vernünftige Antworten in schwierigen Situationen zu finden und die Vielfalt der Welt, in der wir leben, besser zu begreifen.