“Ich will erzählen, was wir durchgemacht haben, sodass wir es nicht noch mal zulassen, dass das Geschehene noch einmal erlebt werden muss.“
Dieses Zitat der Holocaust-Überlebenden Chava Wolf bildete den Anfangspunkt des Workshops, in dem 15 Schüler*innen des Elsa zu sogenannten Zweitzeugen ausgebildet werden sollten.
Seit das Elsa im Jahr 2019 offiziell zur Zweitzeugenschule ernannt wurde, bemühen wir uns darum, zwei Mal im Schuljahr einen Workshop anzubieten, der neue Schüler*innen zu Zweitzeugen macht, um die wichtigen Geschichten der Shoah-Überlebenden in unsere Gegenwart zu holen, sie zu verinnerlichen und weiter zu erzählen.
Ein unglaublich wichtiger Gedanke insbesondere vor dem Hintergrund, dass die eigentlichen Zeitzeugen des Holocaust in naher Zukunft ihre Geschichten und Erlebnisse nicht mehr selbst mit Menschen teilen werden können.
Gefördert werden solche Workshops vom Land NRW und der Antisemitismus-Beauftragten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die Zweidrittel der Kosten dieser Schulveranstaltungen übernimmt.
An diesem Donnerstag waren es 15 Schüler*innen der SV und des Musik GK aus der Q1, die die berührenden Geschichten von Erna de Fries, Elisheva Lehman, Michaela Vidláková und Hannah Pick-Goslar hören wollten.
Die Referentin Ksenia Eroshina vom Verein Zweitzeugen e.V. konfrontierte die gespannten Teilnehmer*innen zunächst mit verschiedenen Zitaten und ließ die Schüler*innen erste Assoziationen zum Thema finden.
In einem nächsten Schritt sammelte sie Beispiele eines typischen Tagesablaufs eines Jugendlichen, um dann zu verdeutlichen, mit welchen willkürlichen und unrechtmäßigen Gesetzgebungen der Nationalsozialisten Juden nach und nach die Teilnahme an der Gesellschaft verwehrt wurde.
Nur wenige verfolgte Juden konnten dem systematischen Morden der Nationalsozialisten entgehen, indem sie sich versteckten, versteckt wurden oder es waren oft nur glückliche Zufälle, die sie überleben ließen.
Im Hauptteil der Veranstaltung lernten die Schüler*innen dann in Kleingruppen die persönlichen Geschichten von vier Holocaust-Überlebenden kennen und teilten diese Geschichten mit den anderen Gruppen in Form von kleinen Präsentationen.
Zum Schluss des Workshops verfassten die Teilnehmer*innen Briefe an „ihre“ Zeitzeugen, die den Überlebenden regelmäßig, auch persönlich, von Mitarbeiter*innen von Zweitzeugen e.V. überreicht werden.
Die beeindruckenden Schicksale nehmen unsere Schüler*innen nun mit, um als Zweitzeugen aktiv aufzuklären und weitererzählen zu können, was Shoa-Überlebende erlebt haben.
Neben den vielen traurigen und schockierenden Erlebnissen, mit denen sich die Schüler*innen heute auseinandergesetzt haben, waren es aber am Ende die lebensfrohen und positiven Botschaften von Erna de Fries, Elisheva Lehman, Michaela Vidláková und Hannah Pick-Goslar, die allen am meisten im Gedächtnis bleiben werden.
Melanie Dehne, SV-Lehrerin