Nach dem zweiten Lockdown im letzten Winter bat ich meinen Q1-Projektkurs „English Drama“ Texte zu schreiben, in denen sie ihre Gefühle und Erfahrungen während dieser schwierigen Zeit ausdrückten. Sie durften dafür Schimpfwörter benutzen. Und das taten sie.
Nachdem diese Texte auf der Bühne präsentiert worden waren, stellten wir fest, dass jeder einzelne von uns mit denselben frustrierenden Problemen zu kämpfen hatte und dass es befreiend war, endlich über das zu reden, was uns beschäftigte. Und dann entwickelten wir aus den individuellen Texten kurze Szenen. Szenen, in denen die Welt im Chaos versinkt und der Einzelne in der Masse untergeht, in denen der Ärger und die Hoffnunglosigkeit auf Covid treffen, in denen Menschen sich gegenseitig helfen, mit dem Stress umzugehen, in denen Frust und Hoffnung eine komplizierte Unterhaltung führen und in denen der Glaube versucht, apokalyptische Demonstranten zu vereinen mit Leuten, die all das herunterspielen.
Diese fünf Szenen wurden an fünf unterschiedlichen Orten im Schulgebäude aufgeführt – da es nicht möglich war, vor einem großen Publikum in der Aula zu spielen – und verschiedene Klassen und Kurse von der Jahrgangsstufe 8 bis Q1 gingen an zwei Tagen auf diesen „Theaterrundgang“, um sie zu sehen. Es war eine völlig neue Erfahrung, auf diese Art aufzuführen – zumindest für mich als Theaterlehrerin – aber wir waren froh, unser Projekt überhaupt vor Publikum spielen zu können. Und soweit wir von deren Reaktionen ablesen konnten, waren auch die Besucher froh, unsere Vorstellung erlebt zu haben.
Katharina Urmersbach