Liv Migdal, eine weltweit gefeierte Violinistin, gab am 13.02.2023 ein Gastspiel in der Aula des Elsa-Brändström-Gymnasiums – und stellte sich den Schülerfragen. Sie ist nach dem berühmten Pianisten Haiou Zhang der zweite Gast in der Reihe von Gesprächskonzerten, die mit Hilfe des Künstlerfördervereins Oberhausen unter dem Vorstand von Bruno Zbick am Elsa als Reihe realisiert werden.

In der Aula des Elsa, die mit 140 Schüler:innen aller Jahrgänge, Elternvertreterinnen und Lehrer:innen sowie Gästen aus Stadtverwaltung, dem Bildungsbüro und Politik bis auf den letzten Platz gefüllt war, konnte man eine Stecknadel fallen hören. Liv Migdals einleitende Worte haben sofort Sympathie für den Weltstar hervorgerufen, denn ganz offen bekannte sie, wohl der aufgeregteste Mensch im Saal zu sein, weil sie eine solche Konzertsituation nicht gewohnt sei. Gebannt lauschte das Auditorium den Stücken, die Liv Migdal extra für das junge Publikum ausgewählt hatte: Die „Passacaglia“ von Heinrich Ignaz Franz Biber und „Lonely Suite“ von Lera Auerbach. Die musikbegeisterten Schülerinnen und Schüler des Elsa lernten so die verschiedenen Möglichkeiten kennen, die Violine zum Klingen zu bringen durch den Bogenstrich, aber auch durch Pizzicato, Flagolet und sogar durch Klopfen auf das Instrument.

Frau Migdal beantwortete offen alle Schülerfragen, die auf sie einstürmten und sich sowohl auf Privates als auch Berufliches bezogen.

Nach ihrer Herkunft befragt brachten die Schüler:innen in Erfahrung, dass Liv Migdal aus einer sehr musikalischen Familie kommt und ihr Vater Klavierprofessor ist. Sie erzählt offen, dass sie schon immer ein musikalisches Kind gewesen ist. Das zeigte sich bereits früh darin, dass sie, bevor sie anfing zu sprechen, erst einmal alles gesungen hat. Bereits mit zwei Jahren wünschte sie sich, Geige zu spielen, weil der Klang des Instrumentes sie von Beginn an verzaubert hat. Liv Migal ist allerdings immer schon sehr grazil und zierlich gebaut, so dass sie erst mit drei Jahren groß genug für eine 1/16 Geige war. Während der Schulzeit, die sie mit Abitur abgeschlossen hat, studierte sie nebenbei schon seit einem Alter von 11 Jahren Musik an der Hochschule für Musik in Rostock. Für sie ist es normal, immer die Jüngste zu sein.

 

Neugierig waren die Schüler:innen auch, wie sie ihre Geige, die von Jean Baptiste Vuillaume 1870 gebaut wurde und über deren Wert sie sich ausschweigt, korrekt stimmt. Liv Migdal hat das absolute Gehör, und wenn sie ohne Begleitung spielt, stimmt sie ohne jedes Hilfsmittel die Geige beginnend mit der A – Saite. Spielt sie mit einem Orchester, mit dem sie auch oft auf Tournee geht, dann bekommt sie das A von den Holzbläsern, meist von der Oboe, vorgegeben. Liv Migdal liebt das Reisen; sie kommt ursprünglich aus Bochum, lebt aber seit sieben Jahren in Berlin. Manchmal ist sie nur vier Tage im Monat zu Hause, und sie genießt es sehr, neue Menschen kennen zu lernen und spannende Begegnungen zu haben, wenn sie unterwegs ist. Besonders gut finden die Schüler:innen des Elsa, dass sie beim Reisen auf größtmögliche Nachhaltigkeit achtet und so selten wie möglich fliegt. Manchmal lässt sich dies allerdings nicht vermeiden, denn sie hat schon fast überall auf der Welt gespielt, so z.B. auch in Australien und China. Sehr beeindruckt war die Zuhörerschaft, dass Frau Migdals „eiserne Reserve“ – also Stücke, die sie jederzeit abrufen kann und die es ermöglichen, dass sie spontan einspringt, wenn jemand bei einem großen Konzert ungeplant ausfällt, ca. 10 Stunden umfasst. Dies bedingt aber auch beinahe tägliches Spielen, manchmal zwischen vier und sieben Stunden.

„Musik ist Leben – wenn es keine Worte gibt, gibt es die Musik die weiter spricht….“ Liv Migdal

Dabei trägt Liv Migdal ein und dasselbe Stück niemals gleich vor. Fasziniert waren die Anwesenden von ihrer Aussage, dass es in der Musik unendlich viel Raum für den Ausdruck aller ureigensten und intensiven Gefühle gibt und dass sie, wenn sie spielt, keiner einzigen Beschränkung unterliegt, die man z.B. im sozialen Kontakt mit anderen durchaus aus Gründen der Sensibilität oder Höflichkeit wahren muss. Sie fasst dies so zusammen: „Musik ist Leben – wenn es keine Worte gibt, gibt es die Musik, die weiter spricht….“ Manche Stücke nehmen sie emotional sehr mit, so dass sie diese nicht so oft spielt.

Die Schüler:innen fragten auch neugierig nach dem Musikgeschmack von Liv Migdal außerhalb von Klassik. Erstaunt und begeistert waren sie davon, dass ihr eigener Musikgeschmack und der von Frau Migdal in diesem Alter nicht weit auseinanderliegt. So hat sie gerne in ihrer Jugend hat sie gerne HipHop gehört, zum Beispiel Drake, sie würde aber solche Stücke nicht – wie z.B. David Garrett – auf ihrer Geige covern.

Zustande kam das Gesprächskonzert wie auch das letzte Mal durch den Künstlerförderverein und vor allem mit Hilfe des Vorsitzenden Bruno Zbick, der die Violinistin schon lange persönlich kennt.

Die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler, die tief beeindruckt waren sowohl von dem Geigenspiel als auch von der Authentizität der Künstlerin, war noch lange nach dem Konzert spürbar. Sowohl Bruno Zbick als Bürgermeister Martin Flore, die dem Konzert beiwohnten, formulierten als Fazit: „Das waren zwei Stunden Bildung pur. So ein beeindruckendes Erlebnis bleibt den jungen Leuten immer im Gedächtnis und prägt sie.“

Mit Spannung wird das nächste Gesprächskonzert erwartet, das für den Herbst geplant ist – dann hoffentlich mit der ebenfalls international bekannten Pianistin und Musical-Autorin Anke Pan.